Haben Sie mit Ihren Protesten etwas
erreicht, sind die Bauarbeiten noch zu stoppen?
Hugolino Oņate: Eine wichtige Sache, die wir erreicht
haben ist die internationale Aufmerksamkeit. Viele
einflussreiche Leute - auch drei Parlamentarier aus
Deutschland - waren hier und haben sich über die Probleme
informiert. Aber als sie die Baustelle besichtigen wollten,
hat OCP sie nicht reingelassen. Wenn alles in Ordnung sein
sollte, nach den Regeln der internationalen Banken, warum
lassen sie diese Leute nicht rein? Ich glaube, die Arbeiten
verlaufen nicht so korrekt, wie OCP immer verkündet. Wir
werden weiter gegen das Projekt kämpfen und hoffen, dass die
internationalen Proteste und NGOs - wie zum Beispiel
Greenpeace - uns helfen werden. Wir wollen zumindest
erreichen, dass die Pipeline nicht durch geschützte
Waldgebiete verläuft.
Ein Argument der Befürworter ist doch,
dass die Ekuadorianer das Geld aus der Ölgewinnung brauchen.
Wie soll das ohne Pipeline funktionieren?
Hugolino Oņate: Das beste was die Regierung machen
könnte, wäre den Ökotourismus zu fördern, anstatt die
Ölförderung. Das wäre eine sozioökonomische Alternative und
diese Arbeitsplätze blieben auch langfristig erhalten, im
Gegensatz zu denen, die für einige Monate durch den
Weiterbau entstünden.
Afredo Egas: Gibt es eine Kontrolle des
Holzeinschlags?
Hugolino Oņate: Der Holzeinschlag geht an einigen Stellen
weiter. Das liegt aber auch an alten Gesetzen. Wer früher
ein Grundstück hier erwarb, hatte die Verpflichtung, es zu
bewirtschaften und zu bebauen, sonst wurde es ihm wieder
weggenommen. Wir versuchen diese Leute zu überzeugen, dass
das nicht gut ist und zeigen ihnen Dinge auf ihrem Gebiet,
die sie touristisch verwerten können, also zum Beispiel
seltene Tier- und Pflanzenarten oder einen schönen
Wanderpfad etc. Sozusagen neue ökologische
Einkommensquellen. Wo das nicht geht, sollte der Staat
Alternativen schaffen. Bisher ist kein Geld von öffentlichen
Stellen nach Mindo gelangt, wir haben alles in
Eigeninitiative gemacht. Leider ist auch die Umwelterziehung
hier nicht besonders gut. Vor Jahren haben wir mit
Umweltunterricht in der örtlichen Schule begonnen, aber der
jetzige Direktor der Schule ist für die Pipeline.
Alfredo Egas: Sie und andere
Umweltschützer haben dort, wo die Pipeline verlaufen soll,
rund 200 ha Land gekauft. Werden sie auch mit der OCP
darüber verhandeln?
Hugolino Oņate: Die Idee ist, nicht mit der OCP zu
verhandeln, sondern den Wald um jeden Preis zu erhalten. Das
Geld für den Kaufpreis kam auch von internationalen
Organisationen. Der vorherige Besitzer hat übrigens das Land
an unsere Gruppe verkauft, obwohl die OCP ihm mehr Geld
geboten hat.
Bisher haben nur wenige Politiker und
andere aus der ekuadorianischen "Elite" an den Einnahmen aus
dem Ölexport verdient? Wieso sollten also die Leute hier für
den Bau der Pipeline sein?
Alfredo Egas: Das muss sich natürlich ändern. Es ist
offensichtlich, dass das Land bisher nur sehr wenig von den
Gewinnen aus dem Ölverkauf gesehen hat. Aber was würde
passieren, wenn wir das Öl nicht förderten. Müssten dann
alle in Spanien arbeiten? Denn zumindest gibt die
Ölindustrie einer ganzen Zahl von Menschen direkt und
indirekt Arbeit. Dass die Regierung die Gewinne bisher nicht
gut verteilt oder angelegt hat, ist klar.
Hugolino Oņate: Wir wissen, dass die Ölvorräte nur für
15-20 Jahre reichen werden. Was machen wir, wenn wir all
unser Öl verkauft haben, anstatt es für unser Land zu
nutzen? Welchen Preis müssen wir dann für Öl auf dem
Weltmarkt bezahlen? Investitionen in den Ökotourismus wären
jetzt viel sinnvoller, das sieht man doch an Costa Rica, wo
dieser die Haupteinnahmequelle stellt.
Es gibt Leute, die sagen, dass die Vorräte
für 100 Jahre reichen.
Hugolino Oņate: Okay, wir haben schon etwa 30 Jahre der
Ölförderung hinter uns. Weder im Amazonasgebiet noch in
Esmeraldas hat die Bevölkerung bisher von der Ölförderung
profitiert, im Gegenteil, meistens musste sie eine
Verschlechterung ihres Lebensraumes in Kauf nehmen. Diese
Zonen gehören nach der offiziellen Statistik zu den ärmsten
Ekuadors. Darum ist es egal, ob das Öl zehn, 30 oder 100
Jahre reicht, wichtig ist, dass das Land davon profitiert.
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