Soziokulturelle
Auswirkungen
Das Eindringen der Erdölindustrie könnte auch
als letzter Schritt der vor 500 Jahren unter
Pizarro begonnenen Conquista (Eroberung) des
Amazonastieflandes von Ecuador bezeichnet werden.
Der Ölrausch treibt die Zerstörung der Völker
des Oriente voran. Das Eindringen der
industrialisierten Welt, von Markt- und
Geldwirtschaft in die indianische Welt führt zu
schweren sozialen und kulturellen Konflikten.
Durch die Schäden an Umwelt und Natur, durch die
voranschreitende Zersiedlung des Regenwaldes
werden die indianischen Gemeinschaften ihrer
Lebensgrundlage beraubt. Ihre traditionelle
Lebensweise, die auf Subsistenzwirtschaft beruht
und auf Jagd und Fischfang angewiesen ist, wird
durch die Ausweitung der Erdölproduktion immer
mehr eingeschränkt. Neue Wege müssen gefunden
werden um eine Existenzgrundlage zu schaffen. So
arbeiten inzwischen viele Männer für
geophysikalische Unternehmen und Erdölfirmen, um
ihre Familien versorgen zu können. Frauen und
Kinder sind in dieser Zeit alleine für die
Feldarbeit zuständig und fehlende Nahrungsmittel
müssen mit den verdienten Petrodollars zugekauft
werden. Der im Umkreis von Produktionsstätten
selten gewordene Fisch wird nun durch
Thunfischkonserven ersetzt.
Allerdings finden die Männer nur zeitlich
begrenzte Arbeitsmöglichkeiten, da nach
abgeschlossener Bohrung nur noch qualifiziertes
Personal benötigt wird.
Bei Verhandlungen über die Nutzung ihres
Territoriums waren und sind die Menschen den
Konzernen häufig unterlegen. Diese beschäftigen
teilweise Ethnologen, um sich über die Strukturen
und die Organisation der Gemeinschaften zu
informieren und Schwachstellen aufzudecken. Die
individuelle Verteilung von Geschenken hat in
vielen Fällen zu Zwietracht innerhalb der Dörfer
und indigener Organisationen geführt und
Korruption ist an der Tagesordnung.
Bedroht sind zudem Basisgesundheitsprojekte, die
in den Dörfern Gesundheitsarbeiter ausbilden und
die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung
aufrechterhalten.
Versprechungen, Geschenke sowie kurzfristig gut
bezahlte Jobs lassen die Motivation für
freiwilliges Engagement der Gesundheitsarbeiter
schwinden. Die zeitlich begrenzte medizinische
Hilfe in Form von Medikamentenspenden und
Arztbesuchen wird hier zur Durchsetzung der
Unternehmensinteressen instrumentalisiert.
Das Ziel einer nachhaltigen und langfristigen
Verbesserung der Lebensbedingungen und der
Gesundheitssituation wird so nicht verfolgt.
Weitere
Informationen: Gesellschaft für
bedrohte Völker |