Nach Informationen der
Coordinadora de Organizaciones Indígenas de la Cuenca
Amazónica (COICA, die Dachorganisation der nationalen
Indianerverbände des Amazonasbeckens) und dem "Centre for International Environmental Law".
1986
Der nordamerikanische Staatsbürger und Unternehmer Loren
Miller erhält die Pflanze-Ayahuasca oder Yagé
(Banisteriopsis caapi) vom Häuptling des Secoya-Volkes im
ecuadorianischen Amazonasgebiet.
Das Patentamt der Vereinigten Staaten erteilt am 17. Juni
diesen Jahres Loren Miller, Vorsitzender der "International
Plant Medicine Corporation", mit der Nr. 5751 ein Patent auf
eine angeblich neu entdeckte Ayahuasca-Unterart.
1996
Die COICA erhält Kenntnis von der Existenz dieses Patents
und klagt es weltweit als Fall von Biopiraterie an, da die
Pflanze seit Jahrhunderten von Schamanen der
Amazonasindianer genutzt wird. Ab diesem Zeitpunkt übt Herr
Miller wiederholt international Druck aus, um die Proteste
der COICA zu stoppen.
1997
Der 5. Kongress der COICA, zu dem Vertreter der
Indigenenorganisationen aus allen neun Anrainerstaaten des
Amazonasbeckens zusammenkommen, sichert der COICA-Führung
ihre Unterstützung zu und erteilt dem Vorstand den Auftrag,
sich für eine Aufhebung des Patentes in den USA einzusetzen.
Nachdem Herr Miller von den Beschlüssen des COICA-Kongresses
Kenntnis erhalten hat, setzt er seine Kontakt in den USA
ein. Die Inter-American Foundation, die in der Vergangenheit
Projekte bei indianischen Organisationen unterstützte,
fordert die COICA auf, ihre Stellungnahme zu widerrufen. Sie
übt insbesondere Druck aus auf die CONFENIAE (Confederación
de Organizaciones Indígenas de la Amazonia Ecuatoriana),
eine Mitgliedsorganisation der COICA in Ecuador. Eine
ähnliche Haltung nimmt die US-amerikanische Botschaft in
Quito / Ekuador ein. Herr Miller gewinnt die Unterstützung
des konservativen nordamerikanischen Senators Jesse Helms,
der die Indigenenführer als "Terroristen" bezeichnet.
1998
Hunderte von Einzelpersonen, Indigenenverbänden,
Menschenrechtsvereinigungen und Umweltorganisationen aus
aller Welt, darunter so namhafte Organisationen wie IUCN und
WWF, drücken ihre Solidarität mit den indigenen Völkern
Amazoniens aus.
1999
Mit juristischer Unterstützung des in Washington
ansässigen Center for International Environmental Law sowie
der Amazon Alliance beantragt die COICA im Namen der
Indianervölker Amazoniens in der nordamerikanischen
Hauptstadt Washington die Aufhebung des Patents. Antonio
Jacanamijoy, damaliger Generalkoordinator der COICA,
erklärt: "Die Erteilung dieses Patents ist eine große
Beleidigung der über 400 Indianervölker, die im
Amazonasbecken leben. Denn es ist eine heilige Pflanze, die
bei der Heilung unserer Mißbefindlichkeiten, bei der
Reinigung unserer Geister und für die Voraussage unserer
Zukunft Verwendung findet. Ayahuasca gehört allen
Gemeinschaften, die sie benutzen, und kann unmöglich das
Eigentum eines einzelnen Mannes sein".
Im November beschließt das Patentamt der Vereinigten Staaten
die Aufhebung des Ayahuasca-Patents. Es bestätigt, dass die
angeblich neue Pflanze bereits bekannt und zuvor beschrieben
worden war. Das Patentamt folgt allerdings nicht dem
Argument, dass die Verwendung der Pflanze durch die Indianer
Amazoniens an sich schon einen Grund für die Nichterteilung
des Patents dargestellt hätte.
2001
In einem undurchsichtigen Verfahren, das Einwände der
COICA und ihrer Anwälte nicht zuläßt, dem Patenthalter aber
die Eingabe neuer Belege und Nachweise erlaubt, nimmt das
Patentamt am 14.4. die Aufhebung des Ayahuasca-Patents
zurück und gesteht dem Patenthalter Loren Miller die
Nutznießung des Patents wieder zu. Es gibt innerhalb der USA
keine rechtlichen Möglichkeiten, um gegen die Entscheidung
des US-Patentamtes vorzugehen. |